🚀 KI-News vom 29. September 2025

1) „OpenAI for Germany“: Souveräne KI-Plattform für Behörden

SAP und OpenAI kündigen eine gemeinsame Plattform an, die KI-Dienste für deutsche Behörden bereitstellt. Betrieben wird sie über Delos Cloud auf Microsoft-Azure-Basis, jedoch mit klaren Vorgaben zu Datenspeicherung, Zugriffen und Auditierbarkeit. Ziel ist die rechtssichere Nutzung generativer Assistenten für Aktenarbeit, Wissensrecherche und Formularprozesse.

Im Kern steht die Trennung zwischen sensiblen Fachdaten und generativen Modellen. Logging, Rollenrechte und standardisierte Schnittstellen (z. B. für DMS/ERMS) sind vorgesehen. Damit sollen Abläufe wie Bescheidentwürfe, Fristenprüfung oder Bürgerkommunikation beschleunigt werden, ohne Datenschutz zu kompromittieren.

Für DACH-KMU ergeben sich Lieferchancen: Integrationen, Schulungen, Gov-UX, Evaluationssuiten, Prompt-/Output-Observability. Wer mit der öffentlichen Hand arbeitet, sollte jetzt TOMs, Verarbeitungsverzeichnisse und Exit-Pfade dokumentieren. Praxisstart empfiehlt sich mit eng umrissenen Use Cases, klaren KPIs und menschlichen Handover-Regeln.

2) Deutschland nimmt Exascale in Betrieb: Supercomputer „Jupiter“

Im Forschungszentrum Jülich läuft „Jupiter“, Europas Exascale-Rechner. Die Architektur kombiniert klassische CPUs mit KI-beschleunigenden GPUs und High-Bandwidth-Memory. Neben Klimamodellen und Materialwissenschaft ist Jupiter explizit für KI-Training und -Inference ausgelegt.

Entscheidend ist die Kopplung von Rechenleistung mit energieeffizienter Kühlung und Abwärmenutzung. Reproduzierbarkeit, Job-Planung und Datenpipelines wurden für großskalige Workloads gestaltet. Damit können nicht nur Foundation-Modelle trainiert, sondern auch domänenspezifische Modelle für Medizin, Produktion oder Energie optimiert werden.

Für KMU eröffnet sich Zugang über Kooperationen, Calls oder „Rechenzeit-Gutscheine“. Sinnvoll sind Vorprojekte: Datensichtung, Preprocessing, Benchmarking kleiner Modellprototypen in der Cloud. So lässt sich später die teure Jupiter-Zeit gezielt für Training/Feintuning nutzen, während Evaluierung, Guardrails und Integration im Betrieb verbleiben.

3) EU-Fahrplan: 200-Mrd.-€-Programm für KI-Fabriken und Gigafabriken

Die EU bündelt Investitionen in Rechenzentren („KI-Fabriken“), Halbleiter („Gigafabriken“), Qualifizierung und Cybersicherheit. Ziel ist Souveränität: weniger Abhängigkeit von nicht-europäischen Hyperscalern, mehr planbare Compute-Kontingente für Forschung, Mittelstand und Verwaltung.

Operativ zählen offene Schnittstellen, Standard-Toolchains (MLOps, Vektor-DBs, Evaluationssuiten) und föderierte Datenräume. Förderlogik und öffentliche Beschaffung werden verknüpft, damit früh eine verlässliche Grundnachfrage entsteht. Nachhaltigkeit ist Pflichtbestandteil: PUE-Ziele, erneuerbare Energien, Abwärme in Fernwärmenetze.

Für KMU heißt das: Förderaufrufe beobachten, Konsortien bilden, MVPs definieren. Gute Chancen haben Projekte mit klarem Nutzen wie visuelle Qualitätsprüfung, Wartungsprognosen, Dokumenten-Assistenten und sichere Prozess-Agenten. Wichtig sind messbare KPIs, Datenkarten, Modellkarten und Exit-Klauseln für spätere Anbieterwechsel.

4) Google bringt „Agent Payments Protocol (AP2)“: Bezahlen per KI-Agent

AP2 soll KI-Agenten rechtssicher Zahlungen ausführen lassen. Digitale Mandate definieren Budgetlimits, Händler-Whitelists und Verantwortlichkeiten. Der Agent erhält verifizierbare Berechtigungen, während jeder Schritt protokolliert wird. Damit werden Einkauf, Abo-Verwaltung oder Rückerstattungen automatisierbar.

Technisch wird einheitlich zwischen Intent (Absicht), Cart (Warenkorb) und Settlement (Zahlung) unterschieden. Starke Authentifizierung, Tokenisierung, Webhooks für Quittungen und schnelle Storno-Pfade sind Kernelemente. Das Protokoll ist zahlungsagnostisch und kann Karten, SEPA-Echtzeit oder Stablecoins einbinden.

Für kleine Firmen: Zuerst in der Sandbox testen. Beginnen Sie mit einem begrenzten Agenten-Mandat (z. B. nur Retouren-Gutschriften bis 50 €). Hinterlegen Sie Audit-Trails in der Buchhaltung, definieren Sie Ausnahmen für manuelle Freigaben und prüfen Sie Betrugsindikatoren. Später lässt sich der Scope schrittweise erweitern.

5) Chrome und Workspace werden „agentischer“: Gemini wandert in den Browser

Google integriert Gemini direkt in Chrome und Workspace. Ein schwebendes Panel versteht Seitenkontext, vergleicht Tabs und hilft beim Zusammenführen von Informationen. In Workspace entstehen Assistenten für Dokumente, Tabellen und Präsentationen, inklusive Audio-Zusammenfassungen langer Artikel auf Android.

Der Schritt macht den Browser zur Schaltzentrale für alltägliche Wissens- und Kaufprozesse. Neben Produktivität betont Google Sicherheitsfunktionen wie automatisierte Passwort-Resets sowie Admin-Kontrollen für Unternehmen. Für Publisher und SEOs verschieben sich Nutzerschnittstellen stärker in KI-Antworten und agentische Workflows.

Für DACH-KMU: Richtlinien definieren, Trainingsfreigaben prüfen, Datenschutz-Einstellungen zentral steuern. Content-Teams strukturieren Inhalte klar, pflegen FAQ-Blöcke und eindeutige Claims, damit agentische Antworten korrekt und zitierfähig sind. Messen Sie Auswirkungen auf CTR, Verweildauer und Anfragen.

6) Microsoft 365 Copilot mit Multi-Modell: Anthropic-Modelle ziehen ein

Microsoft ergänzt OpenAI-Modelle um Anthropic-Varianten in 365 Copilot und Copilot Studio. Ziel ist „Optionalität“: Nutzer wählen je Task das Modell mit der besten Performance, etwa für Tabellen-Automation, Code-Hilfen oder Schreibstil.

Für IT-Abteilungen vereinfacht das Bundle-Beschaffung, steigert aber die Governance-Anforderungen. Modellwahl, Kosten, Latenzen und Qualitätsmetriken müssen beobachtet werden. Guardrails, DLP-Policies und Protokollierung bleiben Pflicht, wenn sensible Daten im Spiel sind.

KMU starten mit eng gesteckten Workflows: Angebotsentwürfe, Datenbereinigung, Meeting-Notizen. Dokumentieren Sie Qualitätskennzahlen und Kosten je Aufgabe. Bei klaren Zugewinnen skalieren Sie, andernfalls justieren Sie Prompts, Retrieval-Layer oder rollen den Use Case zurück.